Aikido und Kontrolle
Mitsugi Saotome schreibt in seinem wundervollen Buch „AIKIDO and the Harmony of Nature”:
“Jeden Tag empfing ich von O Sensei Ukemi ( empfangen der Kraft des Wurfes , Falltechniken um Verletzungen vorzubeugen). Durch diese Erfahrungen begann ich langsam die Verbindungen zwischen den Aikidobewegungen und den Bewegungen der Welt zu verstehen.
Viele dieser Momente sind mir lebhaft in Erinnerung, so klar wie die Gegenwart. Jede Faser meines Körpers erinnert sich. An das Gefühl der Bewegung. Und wie sich O Senseis Kraft anfühlte. Es sind keine intellektuelle Erinnerungen, sondern Emotionen und Empfindungen, und in dem Versuch ihnen eine Stimme zu geben, sie zu beschreiben, liegt die Gefahr des Missverständnisses. … Man muss es selber erfahren um es zu verstehen.“ (Übersetzung M. Röllig)
Eines dieser Missverständnisse ist, dass es im Aikido um Kontrolle geht; Kontrolle des Gegners, Kontrolle des Angriffs, usw..
Das tut es nicht! Jemanden zu kontrollieren heißt Gewalt über ihn auszuüben. Das ist die Bedeutung von ver-ge-waltigen.
Das ist nicht das Ziel von Aikido! Auf Gewalt und Aggression mit Kontrolle reagieren zu wollen bringt nur mehr Gewalt und Aggression in die Welt. Das Ziel von Aikido aber ist eine Welt mit immer weniger Gewalt. Ich bezweifle nicht, das es im tägliche Training auch viel um Kontrolle geht. Es stimmt auch, dass man lernt einen Angreifer zu kontrollieren, eine Situation zu kontrollieren, sich selbst zu kontrollieren. Aber etwas zu können und es später auch tatsächlich zu tun sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Auf dem Weg zu einem Ziel lernt man viele Dinge und vieles davon ist wertvoll, einiges schmerzhaft und eine ganze Menge sollte man irgendwann hinter sich lassen.