Eindrücke aus dem Kindertraining
Rennerei, Schreierei, Fangen, Ringen, Lachen – wer den Anfang einer Stunde Aikido für Kinder erlebt, mag sich verwundert fragen, wie diese wilden Horde sinnvoll Aikido trainieren kann: Eine moderne japanische Selbstverteidigungskunst, die ein großes Maß an Selbstdisziplin verlangt.
Die Trainerin klatscht zweimal in die Hände, und nun formieren sich die Kinder: Die 4 – 5 jährigen im Schülerkreis, die älteren auf der Schülerlinie. „Seiza eine Minute“ – die Kinder wissen, jetzt machen sie eine der wertvollsten Übungen: Eine Minute lang still gerade im Fersensitz verharren, ohne hin- und her zu wackeln, zu sprechen oder Quatsch zu machen. Das ist für die Kids eine echte Herausforderung – und die meistern sie!
Weil ein neues Kind dabei ist, fragt die Trainerin: „Warum sitzen wir Seiza?“ „Um uns besser zu konzentrieren“ „So bereiten wir uns auf die Stunde vor“ „Im Seiza können wir besser zuhören“ kommen die Antworten von Kindern, die schon länger dabei sind. „Das ist richtig“, sagt die Trainerin und fügt hinzu „Im Seiza könnt Ihr üben, ganz bei Euch zu bleiben, selbst wenn es um Euch herum unruhig ist oder Euch jemand ärgern will. Das macht Euch stark, ohne den Anderen klein zu machen.“
Diese Selbststärkung durch Meditation ist ein zentraler Aspekt des Trainings, die freie körperliche Bewegung ein anderer. Und natürlich üben wir Aikido-Bewegungen. Dieses technische Training ist aber kein Selbstzweck, und er bereitet auch nicht auf Wettkämpfe vor, in denen der Beste gewinnt. Vielmehr schaffen sie einen Raum, in dem die Kinder in der gemeinsamen Bewegung erfahren können, wie wichtig die „Samurai-Tugenden“ sind, z.B. Respekt und Fairness: Sie ermöglichen es, sich selbst zu verteidigen, ohne den anderen zu verletzen. Und die Kinder erleben konkret, dass sie nur dann üben und Fortschritte machen können, wenn sie zusammenarbeiten.
So verbindet sich im Aikido für Kinder körperliches Training, das Fitness, Koordination und Konzentration fördert, mit einem inneren Weg, der das einzelne Kind ebenso stärkt wie seine sozialen Kompetenzen – und dabei richtig viel Spaß macht!